Die Route der Kulturhanse Flotte führte im Mai in das Kühlhaus nach Görlitz. Eine Industriebrache, früher als Lager der Staatsreserve genutzt. Verkauft von der Treuhand in einem Immobilienbündel an einen ausländischen Investor. Erobert vor über 10 Jahren von Akteuren der Subkultur. Was die Gruppe mit Unterstützung des holländischen Eigentümers schaffte, ist kaum beschreibbar. Jeden Tag bauen, sägen, malern, Ideen entwickeln, Veranstaltungen planen und organisieren und.. und.. und.. TIP! Unbedingt erkunden.
Für die Gründer der Gründerlabore ging es im Kühlhaus um Coworking Space im ländlichen Raum. Es wurde kalt und regnerisch als wir unter dem neuen Pavillon, entstanden aus einer alten Arbeiterunterkunft, Geschäftsmodelle entwickelten und “pitchten”.
Im warmen Kühlhaus interviewten wir danach Kulturhansepartner um bei der Lösung von Problemen beim Aufbau des Gründerlabors oder des Geschäftsmodelles auf Fahrt zu kommen. Dagmar Schmid von den Lausitzer Perspektiven besprach mit uns, wie wir mit Verbindungen und Partnerschaften voran kommen. Es war ein Ausflug in die Beziehungsarbeit von Menschen und Gruppen.
Eine “Hafenrundfahrt” mit Fahrrädern führte uns an die Aktionsorte von Kfuenf. Leere Häuser, Hotel und Güterhallen bieten Raum für Pioniere mit Ideen und Aktionen. Akteure berichteten vor Ort welche temporäre Zwischennutzungen es gab und was sie bewirkten. Der Weg ging auch zur RABRYKA des Second Attempt e.V. Ein Jugend- und soziokulturelles Zentrum auf dem Gelände des ehemaligen Waggonbau-Werks 1 in Görlitz. Jetzt ist es ein Ort “an dem gemeinschaftsorientierte Stadtentwicklung erforschbar, vorstellbar, begreifbar und umsetzbar wird.”
Die Nachtwanderung durchs Kühlhaus brachte Einblicke in gespenstische Leere und zeigte die Folgen von kriminellen Handeln in der Zeit der Unnutzung. Überraschungen waren die kreativen Werkstätten, Kulturräume und die 15 Grad Skatehalle. Wow…. das sind Lichter des Leuchtturms am Rande von Görlitz.
Beim Siebdruck des Kulturhanse Logos auf mein T-Shirt habe ich als Anwalt gemerkt, dass ich mehr kann als Mundwerken. Tolles Gefühl mit dem selbstbedruckten T-Shirt unterwegs zu sein.
Organisiert wurde die Kulturhanse Werkstatt vom Team “ahoj” aus Görlitz gemeinsam mit Martin und Juliane vom Plattform e.V. aus Erfurt. Dankeschön an Euch für das gelungene Wochenende mit viel Input. Versorgt wurden wir vom Kochwerk Görlitz mit super leckerem veganem Essen. Ein Erlebnis für Augen und Gaumen.
Sehr schön gebettet wurden wir bei Rückkehrern im Loenschen Gut. Zunächst folgten die neuen Eigentümer dem Geld und gingen in den Metropolen arbeiten. Doch es zog sie wieder nach Görlitz zurück. Sie entdeckten das schlossähnliche Gelände mit dem über 30m hohen Turm und begeisterten sich mit der Vision, dass Gelände wiederzubeleben und nutzbar zu machen. 2006 kauften die 4 jungen Leute das ehemalige Rittergut. In den vergangen Jahren haben sie, Gewaltiges geleistet, um einen ersten Teil des verfallenen Vierseitenhof zu einer Pension mit herrschaftlichen Veranstaltungsräumen umzuwandeln. Die Arbeiten im Gelände und an den übrigen Gebäuden dauern an. Ein Besuch mit Übernachtung und kleiner Führung ist unsere Empfehlung.
Kühlhaus, Loensches Gut und Rabryka sind Beispiele für Görlitzer Lernorte, die zeigen wie sich Menschen in Ostdeutschland engagieren, um verlassene, fast vergessene Plätze zu beleben und enkeltaugliche Gemeinschaften wieder entstehen zu lassen.
Statt sich abzuhängen, ist ankoppeln und selbst gestalten der neue Zeitgeist.
Foto 1: Juliane Wedlich
Foto 2: Juliane Döschner