„Meine Idee ist ein Jugendzentrum – nur für Erwachsene. Die zentralen Themen sind Essen und Lebensmittel, durch die ein Treffpunkt entsteht. Man soll zusammen kochen können, Workshops veranstalten, Foodsharing betreiben, … denkbar ist alles rund um Lebensmittel, deren Anbau und Verabreitung.“

Bei deiner Gründungsidee geht es um Gemeinschaft, Essen und Lebensmittel. Erzähl uns davon: mit welcher Idee bist du beim ahoj Gründerstipendium angetreten?

Entstanden ist die Idee ja ursprünglich, weil ich in Görlitz bei der Sommer Film Akademie im Kühlhaus die Küchenplanung gemacht habe. Da treffen sich verschiedene Leute und machen zwei Wochen lang zusammen Filme. Ich habe mich ums leibliche Wohl gekümmert. Im Endeeffekt geht es da auch um Gemeinschaft. So habe ich Görlitz kennen gelernt und ganz viel Leerstand gesehen und mir daraus irgendwie die Idee zusammen gesponnen einen Leerstand neu zu bespielen rund ums Thema Essen und Lebensmittel. Ich habe mir gedacht, ich könnte in so einem Leerstand alle Sachen zusammenbringen, die ich spannend finde: eine gemeinschaftsgetragene Gastronomie, Food Sharing und Food Saving Spots oder vielleicht auch eine SoLaWi-Abholstelle. Ich hätte da gerne Workshops gegeben oder organisiert mit anderen Menschen zusammen.

Wie hat sich deine Idee während des Stipendiums entwickelt? Hat sich was verändert? 

Mir ist relativ schnell klar geworden, dass es irgendwie eine Nummer zu groß ist für mich alleine.  Die Zeit im ahoj habe ich aber trotzdem gut genutzt, um mich mit diesen ganzen Themen noch mal vertieft auseinander zu setzen. Über weitere Kochaktionen, wie auf der „Wir haben es satt“ – Demo in Berlin habe ich die Ursprungsidee weiter entwickelt und abgespeckt. Daraus ist jetzt die Idee für eine mobile Küche geworden, wo man an einem langen Tisch zusammen kocht, also Gemeinschaftsbildung betreibt, und sich darüber mit Lebensmitteln und Kochen auseinandersetzt. 

Wie bist du zum Kochen und zum Thema Lebensmittel gekommen? 

Das hat angefangen in Berlin. Da habe ich in einem Laden gearbeitet, der Kochschule, Kochbuchladen, Lebensmittelladen und Café in einem war. Das hat verschiedene Bereiche der Beschäftigung mit Lebensmitteln vereint. Danach habe ich dann zwei Jahre als Rezeptentwicklerin gearbeitet. Zu der Zeit war für mich vor allem interessant, die abgefahrensten Gerichte zu kreieren und wo ich die abgefahrensten Zutaten herbekomme. Dann hat sich mein Schwerpunkt verändert und ich habe mich ein bisschen kritischer mit Lebensmittelherstellung beschäftigt und bin dadurch auf alternative Ansätze wie Food Sharing oder Food Saving gekommen. Wie die Landwirtschaft zum Klimawandel beiträgt, spielt dabei natürlich auch eine Rolle. Ich fand es interessant, klimafreundlich zu kochen und dass ich dadurch einen positiven Impact haben kann. 

Welche Chance siehst du für dieses Thema in Görlitz? 

In Görlitz gibt es ja die KüFas (Anm.: Küche für alle), die vielleicht eher einen sozialen Fokus als einen Umweltfokus haben, aber sonst in dem Bereich noch nicht so viel. Also denke ich, dass es hier total den Raum dafür gibt.

Wie geht es jetzt nach dem Stipendium für dich und deine Idee weiter? 
Also ich bin auf der einen Seite planlos auf der anderen Seite irgendwie im Flow. Ich war gerade in Portugal und hab da einen Solar-Küchenworkshop gemacht. Aktuell bin ich im Gespräch mit einem neuen Projekt in Witzenhausen. Die wollen eine Akademie für regenerativen Lebensstil gründen und suchen jemanden für die Gemeinschaftsgastronomie. Das klingt für mich so, als könnte ich vielleicht meine Idee, die ich für Görlitz hatte, da reinsetzen und müsste das nicht mehr alleine machen. 

Was nimmst du aus dem ahoj-Stipendium mit? 

Zum einen fand ich es total spannend zu sehen, wie viele unterschiedliche Ideen es von meinen Mitstreiter*innen dort gab. Das ahoj-Team hat gut dargestellt, welche Möglichkeiten wir als Gründer*innen haben, es war immer eine sehr raumöffnende Stimmung. Ich fand die Begleitung einfach wahnsinnig gut, sehr wertschätzend und fördernd.  

Was kochst du denn am liebsten? 

Am liebsten gehe ich an irgendeinen Kühlschrank, schaue, was es da drin so gibt und überlege mir, was ich daraus zaubern kann. Aber mein Lieblingsgemüse ist Aubergine.

Nina, vielen Dank für das Gespräch! Gibt es etwas, was du zum Schluss gern noch loswerden möchtest? 

Ja, dass ich Görlitz schon etwas vermisse. Und euch so. Es hat mir schon sehr viel Spaß gemacht. 

 

 

 

Gute Gelegenheiten, um Nina persönlich kennenzulernen und mit ihr über ihr Essen zu plaudern bzw. es zu kosten: 

  1. – 21. Juli 2024, Sommer Film Akademie im Kühlhaus
  2. Juli 2024, IGAL – Intergalactic Lusatia in der Rabryka (im Rahmen der SFA)

Bei beiden Events ist Nina für das Catering zuständig. 

Das Interview wurde online geführt am 21.05.2024 durch Anna Olbrich und Anne Döring.